Der arme Lazarus

04.10.2016 23:23

Das ist ein Himmelsgeschichte. Ich könnte mir vorstellen, dass jemand mal ein Bild malt: Ankunft des armen Lazarus im Himmel, ein Bild mit vielen Engeln, mit Licht und Gesang. Halleluja: Lazrus hat es geschafft, sein Leid ist zuende. Was hat er nicht alles gelitten? Entbehrungen, Verachtung, Zweifel an sich und an der Welt, Zweifel an Gott wegen der Ungerechtigkeit.

Nun ist alles vergessen: Komme Lazarus, komm in die Herrlichkeit des Vaters. Ja es gibt Gerechtigkeit, und das Leid war nicht für umsonst.

Ja, der Himmel! Ich wünsche, dass ihr alle in den Himmel kommt. Es ist aber nicht ganz so einfach, besonders für Reiche, wie es das Gleichnis zeigt. Besonders für jene, die während des ganzen irdischen Lebens kaum an den Himmel gedacht haben, sondern nur daran, wie sie sich den Himmel auf Erden schaffen.

Der arme Lazarus ist Afrikaner. Tatsächlich erdulden in Afrika viele Menschen Unsägliches: Hunger, Chancenungleichheit, Tod durch mangelnde medizinische Versorgung, offene oder uneingstandene Verachtung. Afrika war der Kontinent der Sklaverei, der Zwangsarbeit und der Schikane und Auspeitschungen gewesen.

Ich stelle mir vor, wenn einst all diese Lazarusse durch das Himmelsdorf laufen und all das essen dürfen, was sie auf den Tischen der Fremden von weiten erblickten, was sie bis jetzt nur im Fernseher sahen, all diese Autos fahren dürfen, von denen sie bis jetzt nur träumten.

Und die Gruppe der Reichen steht draußen und jammern: Ach hätte ich nur! Ach, wenn ich gewusst hätte! Ach, warum hat mir denn niemand was gesagt!!!

Vorsicht ihr Reichen! Vorsicht vor dem Reichtum! - Das ist ein roter Faden der sich durch das Lukasevangelium zieht: Reichtum tötet! Nicht nur bei den Mafiabossen aller Art, die es gibt, die töten müssen, um an Reichtum zu kommen oder zu vermeiden, dass ihre Verbrechen ans Licht kommen.

Reichtum tötet auch anders. Er erstickt das Herz, er tötet die Seele, er lässt den Glauben verschwinden, die Fähigkeit ewig zu leben. Deswegen sagt z.B. Franziskus: Schmeißt doch all den Plunder aus dem Fenster. Seht meinen Vater an, den reichen Bernadone, seht wie unzufrieden er ist, wie mißtrauisch, wie ängstlich. Wie böse er geworden ist wegen all diesem Zeug.

Habt ihr etwas festgestellt? In der Geschichte aus dem Evangelium hat der Arme einen Namen, der Reiche nicht. Der Name steht für den Wert der Person, für innere Werte, für jemand den man ernst nimmt.

Wir sehen oft Persönlichkeit eher bei Reichen. Die Armen werden als graue Masse, ohne Gesicht und Namen geführt.

Es ist wohl gerade anders. Ich kann mir vorstellen, dass ein Armer, ein Mensch, der unter schwierigen Bedingungen aufwächst und leben muss, sehr stark und sehr tief in seiner Persönlichkeit geformt wird.

Während ein Reicher, vielleicht durch ständige leichte, schnelle Bedürfnisbefriedigung einen ziemlich obeflächlichen Charakter bekommt, dass er kaum den wahren Wert der Dinge kennt.

Der Arme ohne Würdigung seiner Person, seiner Einzigartigkeit ist Afrika. Diser Kontinent wird von vielen hier in Europa schnell abgetan wird mit der Vorstellung, was kann da außer ein paar exotische Momente schon Großes sein? Was können die uns schon sagen? Die sollen doch erst mal richtig Demokratie und Wirtschaft lernen, dann sprechen wir uns wieder.

Aber dann entdecke ich Werte und Schätze in Afrika. Ich habe deswegen ein Buch geschrieben: Afrika ist klug. Die Werte liegen tief und sind für europäische Augen manchmal schlecht sichtbar, für die, die nur Geld und Erfolg sehen wollen, die nur in den Kategorien "Schneller-höher- weiter - - - perfekter" denken.

Woher kommt dennl die Freude Afrikas, die nicht zu leugnen ist? Woher kommt die Lebenskraft, die unter schwierigsten Bedingungen besteht. Woher die Gemeinschaft in Familie und Kirche? Da müssen ungeahnte Schätze und Energien sein.

Papst Benedikt sagte: Afrika, das ist die geistliche Lunge der Welt. Sauerstoff und Kraft von Gott, durch Glaube für die Welt. Hier geht es um den religiösen Bereich. Da wird sogar um Hilfe geschrien nach Afrika. Die Welt braucht Afrika, davon bin ich überzeugt.

Der Arme vor deiner Tür oder im weite entfernten Afrika, der Bittsteller, der Habenichts. Wenn du länger hinguckst wird er Mensch, Bruder Persönlichkeit. Diese Erfahrung kannst du machen, wenn du in Afrika bis. Du fliegst dahin, weil du irgendwelchen Armen helfen willst und und nach und nach, hast du echte Freunde. Die Armen dort haben ein Gesicht, haben viele Gesichter und du siehst die überall auf den Straßen. Währen die Reichen sich hinter nichtssagenden Mauern verschanzen hinter denen sich Villas, glitzernde Treppengeländer, Swimminpools oder Home-Kinos befinden. Ihre Gesichter sieht man nicht.

Der arme Lazarus. - Wer verbirgt sich hinter ihm? Vielleicht ist er gar nicht nur der Leidende, sondern jemand der auch ganz viel nachdenkt, der betet, der interessante, tiefe Gedanken hat.

Jemenden den wir kennen, jemand der uns kennt. Der dich kennt.

Johannes Chrisostomos spricht es offen aus: Es ist Jesus, der sich da verkleidet. Er hat sich arm gemacht, um uns reich zu machen heißt es bei Paulus. Aber er hat sich auch arm gemacht um uns lieben zu lehren. Diese harten Herzen, werden sie nicht vielleicht doch durch das sichtbare Leid bewegt werden? Das Leid vor der Haustür, vor der Haustür Europas.

Oft täuscht sich der Mensch. Wo wir Reichtum sehen ist gar nicht so viel Reichtum. Und wo wir nur Armut vermuten tun sich uns ungeahnte Schätze auf.

Bei Jesus ist es am krassesten: Wir sehen jemanden am Kreuz, total arm, entstellt, der Kleider beraubt, der verhönt, verspottet. Und er ist Leben und Heil. Er ist Liebe. Die Liebe ist der größte Reichtum. Er, Jesus hat uns durch seine Armut reich gemacht.

Sucht die wahren Schätze: Glaube, Hoffnung, Freude, Gemeinschaft und Liebe. Und lasst euch durch den armen Lazarus helfen. Lasst euch durch Afrika helfen!